Haben Sie schon den „Einstieg / Überblick“ gelesen? Wenn nicht, dann sollten Sie das jetzt tun! hier

Otto Heinrich Warburg

Otto Heinrich Warburg ist in gewisser Weise der Vater einer Krebsforschung, die die Eigenschaften von Krebs und die biochemischen Prozesse ergründen will. Er schreibt in seiner Arbeit aus dem Jahre 1924:

Warburg Bild

Der Stoffwechsel im Carcinomgewebes in Sauerstoff ist also kein reiner Oxydationsstoffwechsel, sondern eine Mischung von Oxydations- und Spaltungsstoffwechsel.“

Um die Bedeutung dieses Satzes und der Arbeit von Warburg zu verstehen, schauen wir uns diesen Satz einmal genauer an. Es ist ein wichtiger Aspekt, dass er nicht an einer einzelnen Krebszelle forscht, sondern an dem Krebsgewebe einer Ratte. (Heute wissen wir, das die entscheidenden Fehlfunktionen in der einzelnen Zelle stattfinden – darauf gehe ich später ein.) Das Gewebe wird also Krebszellen enthalten, aber auch gesunde Zellen. Dazu passend haben wir auch zwei Stoffwechselarten: den Oxydations- und den Spaltungsstoffwechsel.

Der „normale“, „gesunde“ Weg für den Körper, Energie herzustellen, ist der Oxydationsstoffwechsel. Unter Oxydation versteht man die Verbindung eines Stoffes mit Sauerstoff, man spricht dann auch von Verbrennung. Hier wird nun Zucker „verbrannt“, und die frei werdende Energie (bei der Verbrennung von Holz ist das die Wärme) wird in dem Molekül ATP (Adenosintriphosphat) gespeichert und dem Körper zur Verfügung gestellt. ATP ist für den Körper das gleiche wie Benzin für das Auto.

Bei dem Spaltungsstoffwechsel handelt es sich um Vergärung (wie bei der Herstellung von Alkohol), einen anderen Weg, um ATP herzustellen. Dieser Weg hat aber zwei Nachteile. Zum Einen ist er ca. 10 Mal weniger effektiv, zum Anderen – und das ist das große Problem, wie wir sehen werden – hat dieser Prozess ein Abfallprodukt, nämlich Milchsäure. Und die Milchsäure umgibt dann das Krebsgewebe.

Die Entdeckung des Säuremantels um das Krebsgewebe ist die große Leistung von Warburg und seinen Mitarbeitern. Dafür hat er den Nobelpreis für Medizin erhalten.

Wenn Sie diese Arbeit von Warburg gerne einmal selbst lesen möchten, so können Sie das hier gerne tun.

 

Endosymbiontentheorie

Um Krebs wirklich zu verstehen, müssen wir mehrere Milliarden Jahre zurückgehen. Damals haben Archaea-Bakterien die Proteo-Bakterien in sich aufgenommen und sind eine Symbiose eingegangen. Die Ur-Win-Win-Verbindung. Schauen Sie sich dazu das Video an.

Hier taucht auch wieder das ATP auf. Wie wir jetzt gesehen haben, wird das ATP in den Mitochondrien produziert.

Von der Verschmelzung zweier Bakterien bis zu einer heutigen Krebserkrankung hat die Entwicklung von Lebewesen viel Zeit hinter sich gebracht. Und von den Forschungen von Otto Warburg bis zu den aktuellen Erkenntnissen zur Krebsentstehung ist viel Forschungsarbeit geleistet worden – großteils in der Aids-Forschung, in die in den letzten Jahrzehnten viel Geld geflossen ist.

Diesen langen vielschichtigen Weg kann ich Ihnen nicht nachzeichnen. Aber wir haben die wichtigsten Beteiligten einer Krebserkrankung kennengelernt:
– wir wissen, dass die Mitochondrien ATP herstellen
– wir wissen von Warburg, dass Krebsgewebe eine saure Umgebung hat
– wir wissen, dass die Milchsäure bei der ATP-Produktion mittels Vergärung entsteht.

 

Wie entsteht Krebs?

Das folgende Bild zeigt die Atmungskette, den letzten Teil des Weges zur Herstellung des ATP. Durch den Mangel an Glutathion können die Freien Radikale nicht neutralisiert werden, und diese zerstören den Prozess in der IV-Stufe. 

 

atmungskettbeschr
(Dieses Bild entstand im Rahmen des Kurses „Modelle der Bioenergetik und ihre Umsetzung ins Internet“ im Botanischen Institut der Leibniz-Universität Hannover im November 2006.
Sie sollen diesen Prozess nicht verstehen – ich habe diese Grafik eingebracht, um Ihnen den Hauch einer Ahnung zu vermitteln, wie komplex die Vorgänge sind, um die es hier letztlich geht.)

Was geschieht aber mit der Zelle, wenn das ATP nicht mehr in ausreichendem Maße hergestellt werden kann? Die Zelle muss sterben. Doch sie tut es nicht. Dank der Verbindung von Archaea-Bakterium und Proteo-Bakterium steht der Zelle eine zweite Methode zur ATP-Herstellung zur Verfügung: die Vergärung.

 

Das Umschalten der ATP-Herstellung von Verbrennen auf Vergären ist also ein Notprogramm!

 

TAVARLIN Invasivität MetastasierungDieses hat aber den Nachteil, dass das Abfallprodukt Milchsäure entsteht, und es bildet sich der von Warburg entdeckte Säuremantel um diese Zelle.

Die Folge:
Durch die Säure wird der Zellverbund aufgelöst, diese vergärende Zelle kann in die Blutbahn wandern. Und wenn sich diese Zelle z.B. in der Leber oder der Lunge einnistet, dann haben wir hier den Beginn einer Metastase.

 

 

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