Krebs und Psyche …

… ein riesiges Thema – nicht zuletzt durch die große seelische Not, die mit dieser Krankheit einhergeht. Dies gilt vor allem für die allgegenwärtige Angst. Und vielleicht taucht auch noch ein weiteres Gefühl auf: Schuld?

Für uns steht vor allem die ganz große Frage im Raum:

Ist die Psyche an der Entstehung von Krebs beteiligt?

Einerseits ist die Antwort recht einfach, denn wenn wir schneller einen Schnupfen bekommen, wenn wir schlecht drauf sind, dann ist es doch fast zwingend, dass auf dem langen Weg zu einer Krebserkrankung die Psyche auch eine Rolle spielt. Aber ein so allgemeiner und so unklarer Zusammenhang hilft nicht weiter und verunsichert eher. Also schauen wir uns das Thema genauer an.

Da ist zunächst die Psychoonkologie, von der wir erwarten könnten, dass sie hier eine Aussage macht. Hier finden wir keine Hilfe bei unserer Fragestellung.
Mehr Informationen zur Psychoonkologie finden Sie hier.

In der Schulmedizin wurde vor kurzem festgestellt: Es gibt kein Krebspersönlichkeit.

  • Als Psychologe habe ich nie damit gerechnet, dass sich eine „Krebspersönlichkeit“, oder besser gesagt ein Persönlichkeitsmerkmal finden ließe, das in einer erkennbaren Beziehung zu einer Krebserkrankung steht. Dafür sind sowohl „Krebs“ als auch „Persönlichkeit“ viel zu komplexe Phänomene. Hier können Sie mehr zu diesem Thema lesen.

Darüber hinaus haben sich eine Vielzahl von Autoren aus ihrem eigenen Blickwinkel mit unserer grundlegenden Frage befasst:

Seit den 70er Jahren arbeitet der Psychoanalytiker Lawrence LeShan mit Krebspatienten. Soweit ich das beurteilen kann ist er der erste Psychoonkologe und der erste, der die Frage stellt: Wer bekommt Krebs – und warum.

  • Konflikt LeShanFür LeShan ist ein Gefühl der Verzweiflung ein besonderes Merkmal bei Krebspatienten – wobei ihm wichtig ist festzuhalten, dass diese Verzweiflung nicht eine Folge der Krebserkrankung ist, sondern viel tiefer begründet ist –  ein Gefühl, dass sich nährt und zusammensetzt aus „nackter Hoffungslosigkeit“, dem Gefühl der Einsamkeit und dem Gefühl, nicht liebenswert zu sein.
    Diese Form der Verzweiflung hat er bei 68 von 71 Krebspatienten ( entspricht 95%), aber nur bei drei von 88 Patienten einer Kontrollgruppe (entspricht 3,4%) gefunden.In einem anderen Zusammenhang spricht LeShan davon, dass Krebspatienten Menschen sind, die ihre Lebensmelodie noch nicht gefunden haben.

David Servan-Schreiber berichtet in „Das Antikrebs-Buch“ von einem Laborexperiment mit Ratten, das im Labor von Professor Martin Seligman an der Universität von Pennsylvania durchgeführt wurde.

  •  Es gab drei Gruppen von Ratten. Allen wurde die Menge an Krebszellen gespritzt von der man wusste, dass 50% der so behandelten Ratten sterben würden. Die erste Gruppe wurde sich selbst überlassen – erwartungsgemäß starben ca. 50% der Ratten innerhalb von drei Monaten.
    Die zweite Gruppe war leichten Elektroschocks ausgesetzt. Nur 23% der Ratten überwanden den Krebs.
    Die dritte Gruppe erhielt ebenfalls leichte Elektroschocks, konnte aber durch Drücken eines Knopfes den Elektroschocks entgehen. Nach einem Monat waren 63% der Ratten dieser Gruppe tumorfrei.

Einen weiteren sehr interessanten Aspekt habe ich in dem „Lehrbuch der Psycho-Kinesiologie“ von Dr. Dietrich Klinghardt gefunden. Er schreibt:

  • Neuropeptide übertragen Informationen im Kommunikationsnetz des Körpers, sie können aber auch Krankheiten heilen oder verursachen. Manche Neuropeptide sind krebshemmend, andere krebsfördernd.  … Forschungsberichte zeigen abnormale Ansammlungen eines für bestimmte Erkrankungen spezifischen Neuropeptides im erkankten Organ. Bei diesen Patienten finden wir die gleichen Peptide in ganz bestimmten Arealen im Gehirn.“ Und: „Die … aufgeführte Literatur zeigt … , dass Krebs ( … ) eine psychosomatische Erkrankung ist.“

Keinen Zweifel an dem Zusammenhang von Krebs und Psyche lässt Prof. Christian Schubert, Arzt und Psychologe und Leiter des Labors für Psychoneuroimmunologie an der Universitätsklinik Innsbruck.

  • Stresshormone der Mutter schädigen das Immunsystem eines Kindes schon vor der Geburt.
    Ebenso führen früheste psychische Belastungen eines Kindes zu einer Störung der Th1-Th2-Immunbalance. Kinder werden immer mit einem unterdrückten Th1-System geboren. Durch Infektionskrankheiten wird die Immunbalance stimuliert und ausgeglichen. Ist das Immunsystem eines Kindes aber zu vielen Stresshormonen ausgesetzt, z.B. durch Streit der Eltern, Lärm, oder Krankenhausaufenthalte usw., so wird diese Regulierung behindert. Die Folge ist ein geschwächtes Th-1-System. Dies wiederum begünstigt eine Reihe von Krankheiten, insbesondere auch Krebs.

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 Zusammenfassung

Wie eingangs gesagt, liegt der Zusammenhang von Krebs und Psyche auf der Hand. Die Erkenntnisse von LeShan, Tierexperimente und die Pychoneuroimmunologie bestätigen diesen Zusammenhang. Der Hinweis von Klinghardt auf die Neuropeptide gibt uns darüber hinaus noch eine erste Idee, wie spezifische „Ereignisse im Kopf“ zu speziellen Krebserkrankungen führen können.

Einen Aspekt müssen wir dabei aber unbedingt im Auge behalten: Es handelt sich hier nicht um 1:1-Zusammenhänge. Wie schon öfter erwähnt, verbergen sich hinter diesen Wechselwirkungen höchst komplexe biochemische Abläufe, in die sogar die Quantenphysik einbezogen werden muss.

Wenn Sie mich fragen, wie hoch ich den Einfluss der Psyche auf die Entstehung einer Krebserkrankung einschätze, dann würde ich sagen: ca. 20 bis  80 %.

 

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